Nominierung zum Deutscher Engagementpreis 2012

CFD in der Brandschutzaufklärung

Kontakt: brandschutzaufklaerung@inuri.de

1. Einleitung

Die Wissenschaft hat in den letzten Jahren sehr leistungsfähige Methoden zur computergestützten Simulation der Brand- und Rauchausbreitung entwickelt. Die zum Teil sehr realistische Darstellung von Bränden und der Brandrauchausbreitung in Gebäuden eröffnet neue Möglichkeiten in der Brandschutzaufklärung. In dem Projekt wollen wir testen, wie die Möglichkeiten der Brandsimulationsmethoden genutzt werden können, um Laien sehr anschaulich und plastisch die Gefahren des Brandrauches und das richtige Verhalten im Brandfall zu zeigen.


2. Projektziele

Ziel der Brandschutzaufklärung war und ist es, die Bevölkerung für die Gefahren des Brandes zu sensibilisieren und Handlungsanleitungen für das richtige Verhalten im Brandfall zu geben. Ein Problem stellt hierbei die realistische Vermittlung des Brandgeschehens dar. 

In dem Pro­jekt geht es darum, die häufig unter­schätzte Brand­dy­namik und die Aus­brei­tung des gif­tigen Brandrau­ches mit Hilfe von com­pu­ter­ge­stützten Simu­la­tionen der Brand- und Rauch­aus­brei­tung glaub­würdig dar­zu­stellen, um anhand dessen das rich­tige Ver­halten im Brand­fall erklären zu können.


Mit dem Projekt möchte die INURI GmbH dazu beitragen, die überwiegend ehrenamtlich und mit viel Engagement betriebene Brandschutzerziehung und -aufklärung durch die Bereitstellung von geeigneten Simulationsfilmen zu unterstützen.


3. Methodik

Die mit Hilfe der Brandsimulation dargestellten Brandszenarien können und sollen die bisherigen Aufklärungsmittel ergänzen. Anhand eines Vortragbeispiels wird im Folgenden gezeigt, wie die Brandsimulation für die Brandschutzaufklärung  genutzt werden kann. Der einführende Teil des Vortrags beschränkt sich auf einfache grundlegende Erklärungen und leitet das Thema ein. Bilder von aktuellen Brandereignissen machen den Handlungsbedarf deutlich. Mit Hilfe eines Comicstrips, den die Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, die Berliner Feuerwehr und die Feuersozietät gemeinsam produziert haben, wird das Verhalten im Brandfall in zwei Situationen erklärt: Es brennt in der eigenen Wohnung und es brennt im Treppenhaus.

Ziel dieses Comicstrips ist es, das Verhalten im Brandfall unabhängig von der Sprache auch Migranten, Touristen und Kindern kurz und prägnant zu erklären. Dadurch ist dieser Comic auch ein ideales Hilfsmittel für die Brandschutzaufklärung. Der Comic steht auch auf den Internetseiten der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung des Landes Berlin zum Download zur Verfügung.


Die Erläuterungen anhand des Comicsstrips sind allerdings statisch. Um die Auswirkungen der unkontrollierten Rauchausbreitung zu demonstrieren und die Aussagen zu untermauern, wird auf die Möglichkeiten der Brandsimulation zurückgegriffen. Dabei werden genau die zwei Szenarien betrachtet.


  • Szenario 1: Brand in der Wohnung
    In einer Wohnung im 1. Obergeschoss entsteht ein Brand. Bei der Flucht aus der Brandwohnung bleibt die Wohnungstür geöffnet. Der Rauch füllt schnell den gesamten Treppenraum aus.
    Dabei wird deutlich, wie die Sichtweite durch den Rauch im Treppenhaus eingeschränkt wird und somit den Treppenraum für eine Flucht aus den oberen Stockwerken unbrauchbar macht. Für eine zweite Simulation wird das gleiche Szenario gewählt, nur mit geschlossener Tür. Die Verrauchung beschränkt sich auf die Wohnung und der Treppenraum bleibt rauchfrei. Es ist für jedermann eindeutig erkennbar, dass der Treppenraum noch benutzbar ist und eine Flucht aus den darüber liegenden Geschossen an der Brandwohnung vorbei möglich ist.

    Szenario 1 zeigt die Gefahr der Rauchausbreitung von der Wohnung in den Treppenraum bei einer geöffneten Wohnungstür.

  • Szenario 2: Brand im Treppenhaus
    Bei diesem Szenario befindet sich die Brandquelle im Treppenraum. Dieses Szenario wurde gewählt, weil es in Berlin häufiger Brandstiftungen gab, bei denen z.B. Kinderwagen im Treppenhaus angezündet wurden. Die Wohnungstüren sind zunächst alle verschlossen. Dann öffnet ein Bewohner seine Wohnungstür im 1. Obergeschoss und der Rauch zieht sofort in die Wohnung. Die Sichtweite in dem Raum geht schnell gegen null. Es wird deutlich, dass eine Flucht in den Treppenraum und ein Aufenthalt in dem Raum nicht mehr möglich ist.

    Szenario 2 zeigt die Rauchausbreitung vom Treppenraum in die Wohnung.


4. Anwendungen

Anhand der erstellten Simulationsfilme der INURI GmbH konnten bereits erste Erfahrungen gesammelt werden. Die Filme lassen sich sowohl in der Brandschutzaufklärung der Bevölkerung, als auch in der Fachausbildung in der Feuerwehr nutzen.


4.1 Anwendung in der Feuerwehrausbildung






Durch aktive Feuerwehrangehörige der INURI GmbH wurden die oben genannten Simulationsfilme auch in der Feuerwehrausbildung eingesetzt. Vielen Feuerwehrangehörigen fehlt das persönliche Erleben eines derartigen Brandgeschehens. Mit Hilfe der Simulationsfilme konnte die Dynamik und die Wirkung der Rauchausbreitung eindrücklich vermittelt werden, sodass derartige Negativerfahrungen nicht erst im Einsatz gesammelt werden müssen.

4.2 Anwendung in der Brandschutzaufklärung

Vorträge zur Brandschutzaufklärung wurden von Mitgliedern der INURI GmbH in Zusammenarbeit mit der Berliner Feuerwehr beispielsweise bei der „Langen Nacht der Wissenschaften“ an der FU-Berlin seit 2008 gehalten.
Jedes Jahr kamen zwischen 1000 bis 2000 Besucher zu den Aktionen. In den zahlreichen persönlichen Gesprächen mit den Besuchern wurde deutlich, dass die mündlichen Erläuterungen, die Fotos von Einsatzstellen im Zusammenhang mit den Simulationsfilme sehr einprägsam waren.
Weitere Informationen zu der Veranstaltung bei der Langen Nacht finden Sie hier.

4.3 Aufklärungsfilm mit Berliner Feuerwehr

In Zusammenarbeit mit der Berliner Feuerwehr, ist unter Verwendung dieser Methoden, ein Film zur Brandschutzaufklärung entstanden, der über die Gefahren bei Treppenhausbränden aufklärt. In Berlin kam es im Jahr 2011 zu einer starken Häufung von Bränden in Treppenräumen mit Toten und Verletzten. Um die Bevölkerung aufzuklären und Fälle wie den im August 2005 zu vermeiden, bei dem in Folge eines im Treppenraum brennenden Kinderwagens in der Berliner Ufnaustraße 9 Menschen starben, entstand dieses Filmprojekt zur Brandschutzaufklärung. Der Film wurde auf der Langen Nacht der Wissenschaften 2011 und auf der vfdb Fachtagung 2011 Ende Mai vorgestellt.
Zur Unterstützung der Brandschutzaufklärung für nicht Deutsch sprechende Menschen wurde der Film im Mai 2016 begonnen, die Untertitel des Films auch in anderen Sprachen zu übersetzen.




4.4 Aufklärungsfilm für nicht-deutschsprachige Menschen (Erweiterung ab Mai 2016)
Die Auswertung unseres
Projektes „Bundesweite Statistik für Brandereignisse in Flüchtlingsunterkünften“ zeigt, dass es in den Unterkünften bereits bei kleineren Bränden schnell zu einer Verrauchung von Fluren und Treppenräumen kommt. Gerade brennende Kunst- und Schaumstoffe, etwa Matratzen, produzieren sehr schnell ein tödliches Gemisch aus giftigen Brandgasen. Die Gefährlichkeit dieser Brandgase und ihre rasante Ausbreitung wird häufig unterschätzt. Gerade Kohlenstoffmonoxid kann, einmal eingeatmet, auch noch im Freien zum Erstickungstod führen.


Feuerwehr und vorbeugender Brandschutz Hand in Hand


In Deutschland verfügen wir, Dank des Systems der Freiwilligen Feuerwehren, über eine flächendeckende Versorgung mit Feuerwehreinsatzkräften. Ein derart ausgebautes Brandschutzsystem ist nicht in allen EU-Ländern vorhanden, noch viel weniger in afrikanischen oder arabischen Ländern. In Kombination mit den in Deutschland geltenden Regeln des vorbeugenden Brandschutzes ermöglicht dieses System gute Chancen einen Brandfall zu überleben.

Hierfür müssen die Betroffenen allerdings die richtigen Verhaltensregeln im Brandfall kennen. Gerade die Frage der Benutzbarkeit der Treppenräume ist im Brandfall von zentraler Bedeutung. Der Film mit den deutschen Texten wird in der Brandschutzaufklärung der Feuerwehren bereits bundesweit verwendet. Damit auch nicht-deutschsprachige Menschen erreicht werden, haben wir begonnen den Aufklärungsfilm mit erklärenden Untertiteln in verschiedenen Sprachen herzustellen. Durch die Unterstützung und Hilfe sprachgewandter Menschen steht der Film mit deutschen, englischen, französischen, italienischen, türkischen und nun ganz aktuell auch mit arabischen und persischen Untertiteln kostenfrei zur Verfügung.

5. Pressespiegel

Wir freuen uns über die positive Resonanz, die wir für dieses Projekt erhalten haben und bedanken uns für die vielen Zuschriften. Nach knapp einem Monat wurde der Film über 5.000 mal bei YouTube aufgerufen. Uns sind mittlerweile über 30 andere Website's bekannt, die den Film verlinkt oder dort eingebunden haben. Egal ob Online-Angebote von Printmedien, Nachrichtenportalen, Wohnungsgesellschaften, Mieterverbänden, Versicherungen, Foren oder natürlich die Feuerwehren, das Thema beschäftigt jeden. Auch Deutschlands Feuerwehrradio www.radio-112.de hat bereits über den Film berichtet.


6. Veröffentlichungen zur Thematik

Eine Übersicht über Veröffentlichungen der INURI GmbH zu diesem Thema finden Sie hier.

  • Münch, M.; Kaiser, G.:
Cover Schadenprisma

Verbrennungsdynamik, Rauchgastoxizität und ihre Folgen. Eine kleine Argumentationshilfe für die Brandschutzaufklärung.
schadenprisma, S. 4-8, Heft 1, 2013, Zeitschrift für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer, Hrsg. Verband öffentlicher Versicherer, Düsseldorf
Link zum Artikel

  • Münch, M.:
Cover Schadenprisma

Brände mit Beteiligung von Wärmedämmverbundsystemen.
AIZ - Das Immobilienmagazin, 11/2012, S.52-55, IVD Service GmbH


  • Münch, M.; Kaiser, G.:
Cover Schadenprisma

Kinderwagen und andere Brandlasten in Treppenhäusern. Der feine Unterschied zwischen richtig und rechtmäßig.
Zeitschrift Das Grundeigentum, Recht und Praxis, 17/2012, p. 1144 - 1148, Grundeigentum-Verlag GmbH

  • Wandel, M.; Thomann, L.;Münch, M.:
Cover Schadenprisma

vfdb-JFT2011Anwendung von Simulationsrechnungen in der Brandschutzaufklärung.
Tagungsband vfdb Jahresfachtagung 2011, S. 723 - 728, 30. Mai bis 1. Juni 2011, Berlin, Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb) e.V., Postfach 1231, 48338 Altenberge

  • Münch, M.; Kaiser, G.:
Cover Schadenprisma

Brandschutzaufklärung mit mathematischen Simulationsprogrammen: Wie Mathematik hilft, Ihr Leben zu retten!
schadenprisma, S. 16-19, Heft 4, 2010, Zeitschrift für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen Versicherer, Hrsg. Verband öffentlicher Versicherer, Düsseldorf
Link zum Artikel

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